Bocelli ist ein Hund, an dem man in der Regel erst einmal vorbei geht. Das man ihn einfach nicht sieht oder sehen will, ist sein Schicksal. Er wurde jahrelang in einem kleinen Pferch auf Betonboden gehalten. Die Kälte muss oft unerträglich gewesen sein. Niemand hat sich um ihn gekümmert. Nur zu fressen und zu trinken hat er bekommen, unregelmäßig und in schlechter Qualität. Warum diese unwürdige Behandlung? Vielleicht weil er größtenteils blind ist. Vielleicht wurde er unter diesen Umständen aber auch erst blind. Konnte Bocelli noch die anderen Tiere in der Freiheit sehen, die für ihn unerreichbar war? Konnte er die stumpfen Menschen sehen, die ihn so schäbig behandelt haben? Jedenfalls hat er in diesen Lebensumständen Misstrauen und Wut auf „die da draußen“ entwickelt. Aber dann, eines Tages im Sommer 2020, durfte Bocelli als arme, blinde, alte Socke zu uns auf den Schutzhof kommen. Er bekam Zuneigung, gutes Futter und einen warmen Schlafplatz in seinem neuen Areal. Langsam, ganz langsam entwickelte Bocelli Vertrauen in die Menschen und legt nach und nach seinen Frust ab. Seine Pflegerinnen und Pfleger sowie seine Gassigänger liebt er sehr. Wie ein Riesenflummi springt er im Gehege auf und ab, wenn er ihre Stimmen hört. An der Leine (und zur Sicherheit für andere Tiere noch mit Maulkorb) läuft er freudig schnüffelnd durch Wald und Wiesen, suhlt sich im taufrischen Gras und freut sich seines neu gewonnenen Lebens. Er reagiert gut auf Ansprache, zieht kaum und kommt auf Zuruf heran. NUN ist der Zeitpunkt gekommen, nach seinem ganz besonderen eigenen Menschen zu suchen. Bocelli braucht ein gesichertes Zuhause ohne andere Kleintiere. Für seinen Menschen tut er alles, auch zu seinem Schutz. Deshalb muss er noch weiter seine Gesellschaftsfähigkeit trainieren, am Besten unter Anleitung von erfahrenen Trainerinnen. Er belohnt diese Mühen aber auch mit einem Übermaß an Zuneigung für seine Menschen. Wer möchte denn in nächster Zeit mit diesem phantastischen Hundekumpel zusammen leben?